Die zweite Corona-Welle beherrscht das Leben – ein Lagebericht

Aufgrund der aktuellen Lage ist zurzeit keine Reise von Edeltraud Parensen nach Südafrika geplant. Wir haben uns deshalb entschieden, Sie ausführlich über die Situation vor Ort zu informieren.

Südafrika wird zur Zeit von einer zweiten Welle des Covid-19 Virus erfasst. Das Land hat die höchsten Infektionszahlen auf dem Kontinent: Ein Drittel aller Infektionen sowie die Hälfte der Todesfälle entfallen auf Südafrika. Seit zwei Monaten gehen die Zahlen zwar langsam zurück, bleiben aber auf einem hohen Niveau.

Wir als Yebo-Team stehen täglich über Social-Media mit den Menschen in KwaZulu Natal in Kontakt. Große Angst ist ihr ständiger Begleiter geworden: Angst, sich und die Familie zu infizieren und Angst, um das nackte Überleben. Viele Familien sind von Corona betroffen bzw. haben Tote zu beklagen. Beschleunigt wird ein schneller Tod in der Bevölkerung bei denjenigen, deren Immunsystem ohnehin geschwächt ist, wie z.B. durch HIV.

Unsere Mitarbeiter erschütterte der Tod des Schulleiters der angrenzenden Primary School sowie der Tod des Erzbischofs Gabuza von Durban nach einer nur zweijährigen Amtszeit.

Die Diözese Eshowe liegt im Nordosten von KwaZulu Natal und ist ländlich geprägt. Eshowe hat ein staatliches Krankenhaus, das derzeit am Limit arbeitet. Es gibt keine freien Betten mehr. Eine durch unsere Unterstützung ausgebildete Sanitäterin beschreibt die Situation so: “Es vergeht kein Tag, an dem wir keine Covid-19 Patienten transportieren. Wir sitzen stundenlang mit Sterbenden im Notarztwagen, bevor wir Hilfe bekommen.“

Auch die privaten Krankenhäuser sind überfüllt. Allerdings dauert die Fahrt aus dem Norden bis zur nächsten Klinik drei Stunden. Die Behandlung dort muss privat bezahlt werden. Das können sich nur wenige leisten.

Die Krankenschwestern und Ärzte und Ärztinnen stehen unter enormem Druck, denn außer dem Bettenmangel gibt es nur wenig Personal und Beatmungsgeräte. Schutzkleidung und Masken stehen nicht ausreichend zur Verfügung, um sich und damit auch die eigene Familie zu schützen.

Die Corona–Pandemie hat bewirkt, dass in der Region das Bewusstsein für die Landwirtschaft gestiegen ist. Da Gelegenheitsjobs weggefallen sind, gibt es kaum Einkommensmöglichkeiten. Gemüseanbau bietet die Chance, eine Mahlzeit auf den eigenen Tisch zu bringen oder ermöglicht kleinen Genossenschaften den Verkauf von Kohl oder Mangold im nahegelegenen Supermarkt.

Hier zeigt sich der Erfolg unserer Yebo-Initiative: Die Ausbildung in der Landwirtschaft und das Ziel, Multiplikatoren und Multiplikatorinnen für die Weitergabe des Wissens wie z.B. ökologische Anbaumethoden auf den Demonstrationsfeldern oder effektive Bewässerungsformen tragen nun „Früchte“. Sie verdeutlicht, wie wichtig nachhaltige Hilfe ist. Derzeit gibt es neun Gruppen in der Landwirtschaft. Vier weitere haben sich um die Mitarbeit im Projekt beworben.

Eine Herausforderung ist die Corona-Krise für die elf Nähgruppen. (Auch hier haben sich vier Gruppen um eine Neu-Aufnahme beworben.) Durch die Förderung von anfänglich einzelnen Nähkursen, der Anschaffung von Nähmaschinen, einer Stickmaschine oder Mikrokrediten für die Anschaffung von Stoffen bis zu Weiterbildungskursen hat sich ein stabiles System entwickelt. Insbesondere für Frauen eröffnen sich Einkommensperspektiven durch das Nähen von Schulkleidung und Fashion Design. Perspektivisch steht die Fertigung von Schulrucksäcken, großen Bags und Koffern auf dem Programm. Aber nun ist durch die Pandemie der Markt zusammengebrochen. Die Gruppen reagierten schnell und nähten Masken oder Schutzmaterialien. Allerdings können nicht die gleichen Umsätze wie vor der Pandemie erwirtschaftet werden.

Festzustellen ist laut ILD (Internationaler Ländlicher Entwicklungsdienst), dass durch Covid-19 die Solidarität unter den Menschen vor Ort größer geworden ist. Durch das entstandene Netzwerk ist ein nachhaltiges Unterstützungs-system entstanden. Die Ansprechpartner und -partnerinnen im Development-Büro wissen, wo der Schuh drückt und helfen vor Ort.

Unsere Nothilfe

Um die Menschen in ihrer Not zu unterstützen, haben wir als Yebo-Initiative ein Nothilfe-Programm auf den Weg gebracht. Im November 2020 erhielten 250 Personen Lebensmittelpakete mit den notwendigsten Grundnahrungsmitteln sowie coronabegleitende Hilfsmittel wie Masken, Desinfektionsmittel oder Aufklärungsbroschüren. In Kürze ist geplant, weitere 250 Personen zu unterstützen. Diese Hilfswelle wendet sich gezielt an Familien in Not: An junge Erwachsene, die Eltern oder Großeltern verloren haben und/oder schon eigene Kinder haben, an Menschen ohne Einkommen und an Großeltern, die ihre Enkelkinder großziehen.

Beide Nothilfen werden mit Mitteln aus dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) finanziert. Bei der Beantragung ist uns der ILD eine großartige Unterstützung. Wir als Yebo Initiative bringen 10% der Fördersumme als Eigenmittel ein. Das sind beim ersten Nothilfeprogramm 6.000 Euro und beim zweiten 10.000 Euro. Deshalb freuen wir uns über jede Ihrer Spenden, ob als kleiner oder großer Betrag. Ihre Hilfe unterstützt die Menschen in ihrer extremen Not.

Es grüßt herzlich

Das YEBO-Team

Edeltraud Parensen | Monika Wintermeyer | Martina Hinz | Dorota Thiele | Norbert Drescher | Gabriele Hanke | Cäcilia Grothe

Quellen: FAZ 26.01.2021, ZDF Auslandsjournal „Südafrika“ 03.02.2021, ILD, Erfahrungsberichte

Text: Yebo-Team

Fotos: privat