Mit Bestürzung haben wir in verschiedenen Medien die Ankündigung gelesen, dass vom 17. bis 27. Februar 2023 vor der Ostküste Südafrikas ein gemeinsames Manöver von Südafrika mit Russland und China stattfinden wird. Ziel der Übung MOSI ist, die bereits guten Beziehungen zwischen den drei Staaten zu stärken und die operativen Fähigkeiten und Kenntnisse zu teilen.

Bedauerlich genug, dass Südafrika sich bei der Abstimmung zur Verurteilung des russischen Angriffskrieges bei der UN-Vollversammlung der Stimme enthalten hat, was in seiner Eigenschaft als BRICS-Staat sowie in den Beziehungen der Regierungspartei ANC zu Russland während des Apartheid-Regimes begründet ist. Nun aber sogar der Gastgeber für ein Manöver mit dem Aggressor Russland zu sein, ist unfassbar. In Südafrika distanziert sich die Demokratische Alliance (DA) von dieser Entscheidung der ANC-Regierung: „Es kann uns von anderen wichtigen Handelspartnern entfremden (…); es ist im besten Interesse von Russland und beschämt uns als Nation“, so Kobus Marais, verteidigungspolitischer Sprecher der DA. Südafrika, das Land von Nelson Mandela, war einst ein Leuchtturm der Demokratie und laufe nun Gefahr, sein internationales Ansehen zu verlieren, wenn es sich auf die Seite der „verachtenswertesten Autokratien der Welt“ stellt.

Zwei Drittel der Südafrikaner verurteilen den russischen Angriffskrieg. Mitarbeiter in unseren Projekten waren über die geplante Operation nicht informiert und haben nun diese Nachricht bestürzt aufgenommen. Für sie zählt in der Ablehnung dieser Übung auch ein wirtschaftliches Argument: Die landesweiten täglichen Stromausfälle werden immer länger – 6 Stunden und mehr am Tag. Südafrikas Stromversorgung wird mehr und mehr zum Desaster für die Wirtschaft. Für die Finanzierung eines Seemanövers sei offensichtlich Geld vorhanden, aber nicht zur Grundversorgung der Bevölkerung.

Edeltraud Parensen

Erklärend:

ANC – African National Congress, Regierungspartei, die Partei Nelson Mandelas

DA – Democratic Alliance, größte Oppositionspartei

BRICS-Staaten – Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika

Quellen:

Defenceweb.co.za/sea 19.01.2023

FAZ 19.01.2023

Süddeutsche Zeitung 19.01.2023