Bildung heißt Überleben

Nonhle ist 21 Jahre alt.
Ihre Mutter starb, als sie vor ein paar Jahren in den Prüfungen für ihren Schulabschluss steckte.
Nonhle musste die Schule abbrechen und zog mit ihrer Tante aufs Land.
Als auch ihre Tante starb, war Nonhle auf sich allein gestellt und entschied sich vor gut einem Jahr
zu einem zweijährigen Crash-Kurs, um ihren Abschluss nachzuholen.
Finanzielle Unterstützung erhält sie seitdem von ihrer Kusine mit monatlich 500 Rand, das sind etwa 50 Euro.
Mehr Geld steht ihr nicht zur Verfügung.
Nonhle teilt sich mit einer anderen jungen Frau ein Zimmer, wenn sie nicht gerade in der Schule ist.
Die Schule bestimmt seit über einem Jahr ihr Leben.
Der Tag beginnt für Nonhle um 4.30 Uhr morgens, denn um sechs Uhr fängt der Unterricht an und endet
– unterbrochen von einer einstündigen Mittagspause – um 17.00 Uhr.
Der Stundenplan umfasst ausschließlich Fächer, für die sie lernen muss, wie Englisch, Mathematik,
Buchhaltung, Ökonomie und Sozialwissenschaften.
Wenn Nonhle abends in der Dämmerung nach Hause geht, warten dort auf sie die Aufgaben des Haushalts,
– kochen, waschen u. a. – und die Erledigung der Hausaufgaben für die Schule.
Zwischen halb elf und halb zwölf geht sie gewöhnlich schlafen, damit es um 4.30 Uhr von vorn los geht,
von Montag bis einschließlich Samstag und manchmal findet sogar am Sonntag Unterricht statt.
Besorgungen kann sie am Ort ihrer Ausbildung nicht tätigen. Dazu muss sie mit dem Bus über eine Stunde
in einen anderen Ort fahren, falls es ihre Zeit, aber auch ihr Geld erlauben, denn eine Fahrt kostet 120 Rand,
fast ein Drittel des Geldes, das sie monatlich von ihrer Kusine erhält.
Nonhle hat bisher alle Prüfungen bestanden und ist zuversichtlich, auch die letzten erfolgreich zu absolvieren.
Nonhle beklagt sich mit keinem einzigen Wort. Ihr großes Ziel ist der Schulabschluss.

Ich wünsche ihn ihr von ganzem Herzen
Sabine Kabiersch-Diekmann