Ein Überblick über fünf intensive Wochen in KwaZulu/Natal

Projektreise vom 16.2. – 22.3.2016

Nach einem Nachtflug mit den South African Airlines kam ich am 17.2. frühmorgens am Flughafen in Johannesburg an, wo ich mich wie immer mit Tusiwe (50J.) verabredet hatte.
Wir hatten ihr geholfen, per Fernkurs eine Ausbildung als Erzieherin zu machen, die sie vergangenes Jahr erfolgreich absolviert hat. Nun hat sie in ihrem kleinen Häuschen in einer Township von Johannesburg einen Raum für „day-care“ eingerichtet. Als Tagesmutter betreut sie dort einige Kinder, deren Mütter arbeiten. Für die Ausstattung des Raums konnte ich ihr einen Zuschuss zur Anschaffung kleiner Betten und Spielmaterial übergeben, worüber sie sich riesig freute.

Herr Nzuza, der Koordinator, holte mich nachmittags vom Flughafen in Durban ab, von wo es weiter nach Eshowe ging. Dort ist immer mein Quartier bei den Oberzeller Franziskanerinnen.
In Eshowe ist der Bischofssitz sowie das Development Center. Dies ist unser Arbeitsplatz und dann vor allem die Projektorte selbst:

  • DUMAYO (35 km entf. von Eshowe) mit Kindergarten, Gemeinschaftsfeld und nun auch mit einer kleinen Näherei
  • MBONGOLWANE (45 km entf. von Eshowe) mit der landwirtschaftlichen Genossenschaft PHILANI und „Sbahle’s Crèche“, einem Kindergarten
  • MAHLABATINI (100 km entf. von Eshowe) mit einem Gemeinschaftsfeld auf dem Gelände einer ehemaligen Missionsstation
  • und das zentrale Nähcenter im Development Gebäude in ESHOWE

Im Mittelpunkt dieses Aufenthalts stand der Besuch von Herrn Hermann Schuten vom Internationalen Ländlichen Entwicklungsdienst (ILD) der Katholischen Landvolkbewegung mit Sitz in Bad Honnef. Herrn Schutens Kompetenz und seiner beharrlichen Arbeit verdanken die Diözese Eshowe und wir die Genehmigung des Antrags auf Förderung durch das Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ). Herr Schuten konnte die einzelnen Projekte mit ihrem Umfeld, ihren Stärken und Schwächen in Augenschein nehmen, ihre Beteiligten kennenlernen, Ziele und Schritte für die Weiterentwicklung besprechen.

Die Gruppen von PHILANI und MAHLABATINI wollen sehr bald die Bohrung eines Brunnens angehen. Angesichts der großen Trockenheit in Südafrika war das Sammeln von Wasser sowie angepasste Pflanzmethoden ein großesThema. Hier konnte Herr Schuten aufgrund seiner langjährigen Tätigkeit in Uganda und Ostafrika Vorschläge machen, die bei den Südafrikanern auf großes Interesse stießen. Unterstützung durch Berater aus Uganda ist angedacht.

Leitlinie ist für alle Arbeit:
Entwicklungsprojekte dürfen keine „Inseln“ sein, keine geschlossenen Systeme.
Die Wirkung in den Umkreis ist immer anzustreben.
Wissen, Fähigkeiten müssen weitergegeben werden.
Vernetzung mit Ämtern, anderen Organisationen, Verantwortlichen und den traditionellen Führern ist äußerst wichtig.
Entwicklung muss nachhaltig sein.
Ein Beispiel dazu: Im Nähcenter in Eshowe werden Frauen im Schneiderhandwerk ausgebildet. Was nutzt das beste Zertifikat, wenn die Frauen keine Nähmaschinen haben, um ihre eigenen Fertigkeiten in die Tat umzusetzen. Der Markt z. B. mit Schuluniformen bietet für Frauen wirklich gute Arbeitsmöglichkeiten. Nach der Teilnahme an Nähkursen müssen Frauen dann bei ihren Existenzgründungen beraten werden, Kalkulationen müssen aufgestellt, Zuschüsse und Darlehen gegeben werden. Nur so können nachhaltig Arbeitsplätze geschaffen werden.

Viele Gespräche über Verantwortlichkeiten, einzelne Zuschüsse und Organisationsfragen waren zu führen – aber auch vieles wird sich in dieser ländlichen Region bewegen! Die Unterstützung durch das BMZ ist wirklich eine Chance, Arbeitsmöglichkeiten zu schaffen, mit denen Menschen zum Unterhalt ihrer Familien beitragen können. Sie ist auch ein Beitrag, der Verelendung von jungen Menschen in den Ballungsräumen der Großstädte entgegenzuwirken.

Aber schon einmal vorweg: Es wird für uns als YEBO Initiativen noch immer Bereiche geben,
die hierdurch nicht oder nicht umfassend abgedeckt werden, z.B. Nähmaschinen für die Absolventinnen, die Ausstattung der entstehenden „Nähstuben“, die Unterbringung von Kursteilnehmern oder Zuschüsse zur täglichen Busfahrt usw.

Wie wichtig es ist, Menschen zu finden und zu stärken, die eigenverantwortlich ihre Lebenssituation verbessern wollen, zeigt mir das Beispiel „Dumayo Garden“: Es sind einige einfache Landbewohner, die gemeinsam anpacken. Als ich dort war, hatten sie bereits Bohnen gepflanzt, nach dem ersten Regen haben wir mehrere hundert Pflanzen dort hin gebracht (Kohl, Mangold, Rote Bete, Zwiebeln). Jetzt hat es wieder geregnet. Sofort haben sie weiter gepflanzt.
Einige 100 Meter entfernt liegt ein Gemeinschaftsfeld, das vom Landwirtschaftsamt betreut wird.
Die Mitglieder warten noch immer, dass ihnen ein Traktor mit Pflug geschickt wird, dass ihnen Bohnen gebracht werden. Und dabei liegen sie beneidenswert nah an einer Wasserstelle.

Neben diesen genannten Projekten fördern wir auch Waisenkinder, Schüler und Studenten, die ich dann während meiner Aufenthalte treffe. Deren Einzelschicksale würden ein Buch füllen.
Alle sind dankbar für die Unterstützung, die sie erhalten, seien es Lebensmittel, Schuluniformen, Studiengebühren. Es ist schwer mit anzusehen, wie Großmütter alle Kraft aufwenden, um für die Kinder ihrer verstorbenen Töchter und Söhne zu sorgen. Zwei Enkel (13 und 11) schreiben: „Granny is sometimes sick and tired…“
Erfreuliche Nachrichten:
– Mpume hat ihr Studium in „Business Administration“ bei der Fernuniversität geschafft!
– Mqondsisi, der zwei Jahre immer um 3.30 morgens aufstand, um um 7.30 am College zu sein, hat einen ähnlichen Abschluss geschafft. Wir geben ihm die Möglichkeit, als Praktikant den Koordinator zu unterstützen.
– Nomfundo hat von uns ein Darlehen erhalten, damit sie ihre Schulden für das letzte Studienjahr abbezahlen kann.Wer diese (hohen) Gebühren nicht bezahlt, bekommt kein Zeugnis und kann sich auch nicht bewerben. Sie arbeitet im Büro des Koordinators.

Zum Schluss lasse ich Asanda sprechen, die um einen Studienplatz kämpfte und der ich in letzter Minute vor Meldeschluss die Einschreibegebühr überweisen konnte:„I won’t give up. If I give up I’ll suffer at the end. I need to get a good job one day. My life has been miserable all along!“

Vieles bewegt sich, wie Sie sehen! Und dies alles ist nur möglich geworden durch Ihre Verbundenheit! Von Herzen Dank – SIYABONGA im Namen vieler südafrikanischer Freunde!

Edeltraud Parensen
Bad Driburg, April 2016