COVID-19 Pandemie – Zur Lage in Südafrika

Nach einer dramatischen zweiten Covid-Welle in Südafrika zu Beginn des Jahres hat sich die Situation im Land zurzeit beruhigt.

Die Neuinfektionszahlen im Land waren zuletzt relativ niedrig, wie uns unsere Partner vor Ort schildern. Das bestätigt auch eine Studie des Afrika-Zentrums der Hochschule Flensburg, in der es heißt, dass der afrikanische Kontinent bislang besser durch die Corona-Krise gekommen sei, als erwartet wurde. Dies habe auch Fachleute überrascht; die Ansteckungszahlen seien deutlich unter den Prognosen geblieben.

Dennoch schätzt die WHO das Risiko eines Wiederauflebens von COVID-19 in mehreren afrikanischen Ländern nach wie vor als hoch ein, da Maßnahmen der öffentlichen Gesundheit nur unzureichend eingehalten werden. Weiterhin gibt es Massenversammlungen und niedrige Test- und Impfraten tragen nicht zu einer raschen Überwindung der Pandemie bei. Die WHO-Regionaldirektorin für Afrika, Dr. Matshidiso Moeti, sagt dazu: „Wir können uns nicht in einem falschen Sicherheitsgefühl wiegen lassen. Die verheerende Zunahme von Infektionen und Todesfällen in Indien und anderen Regionen der Welt sind klare Anzeichen dafür, dass die Pandemie in afrikanischen Ländern noch nicht vorbei ist. Ein neuer Anstieg der COVID-19-Infektionen ist in vielen Ländern ein echtes Risiko, auch wenn die Fallzahl in der Region in den letzten Wochen stabil zu sein scheint. Die Bekämpfung der COVID-19-Müdigkeit scheint der Schlüsselkampf in unserer kollektiven Reaktion auf die Pandemie zu sein.“

Erst 0,6% der 60 Millionen Einwohner Südafrikas sind bisher vollständig geimpft. Weltweit trifft das auf 3,6% der Bevölkerung zu.

Die Impfkampagne in Südafrika steht derweil komplett still. Nachdem die Regierung zu spät Impfstoff geordert hatte, hat sie nun den kompletten Stopp der AstraZeneca-Impfungen beschlossen. Nicht wegen der Nebenwirkungen, sondern weil es Hinweise gab, dass AstraZeneca nicht gut gegen die südafrikanische Virus-Variante wirkt. Die Alternative war der Impfstoff von Johnson & Johnson. Doch der wird nun vorerst auch nicht mehr verimpft, nachdem es in den USA Fälle von Sinusvenenthrombose gab.

Problematisch für uns alle ist, dass es scheinbar nicht gelingt, einen weltweit gleichmäßigen und gerechten Zugang zu COVID-19-Impfstoffen zu gewährleisten. Die WHO hat sich zum Ziel gesetzt, bis Ende diesen Jahres 20% der Menschen auf dem afrikanischen Kontinent mithilfe des Solidaritätsprogramms COVAX (Covid-19 Vaccines Global Access) gegen das Coronavirus zu impfen. Das wären rund 260 Millionen Menschen und entspricht rund einem Drittel der europäischen Bevölkerung. Von einer Herdenimmunität, die nach Einschätzungen von Experten bei etwa 70% erreicht wäre, ist das weit entfernt. Dennoch droht selbst dieses niedrig gesteckte Ziel für Afrika zu scheitern. Die Haltbarkeit der wenigen gelieferten Impfdosen ist kurz und unter anderem von einer geschlossenen Kühlkette abhängig. Das stellt den Kontinent vor organisatorische Schwierigkeiten und bestärkt Impfskeptiker im eigenen Land. Zur COVAX-Initiative kann jetzt schon gesagt werden, dass sie gescheitert ist. Von einer gerechten Verteilung des Impfstoffes kann keine Rede sein.

Seit Anfang Mai läuft nun eine Debatte um die Aufhebung des Patentrechts, um arme Länder besser mit Impfstoff versorgen zu können. Die Welthandelsorganisation (WTO) diskutiert seit Monaten über eine zeitlich befristete Aussetzung des Patentrechts. Mehr als hundert Entwicklungs- und Schwellenländer unterstützen das Vorhaben, doch eine Einigung scheint derzeit nicht in Sicht.

Befördert wurde die Diskussion dadurch, dass die USA nun fordern, den Patentschutz für Corona-Impfstoffe auszuhebeln. Bislang gab es für in den USA hergestellte Impfstoffe einen Exportstopp, da zuerst die eigene Bevölkerung immunisiert werden sollte. Nachdem nun das nationale Ziel in greifbare Nähe kommt, zeigt sich Präsident Biden weltoffen und macht die Kehrtwende. Doch laut FAZ vom 07.05.2021 sei das eine reine „Symbolpolitik“.

Bereits jetzt ist eine Aussetzung des Patentrechts zugunsten der Entwicklungs- und Schwellenländern möglich. Ein Beispiel dafür sind AIDS-Medikamente, die in Afrika als Generika günstiger angeboten werden als in den USA.

Handels- und Rechtsexperten bezweifeln allerdings, dass allein durch die Aufhebung des Patentschutzes arme Länder besser mit Impfstoff versorgt würden.

Vielmehr müsse die Produktion der Impfstoffe erhöht werden. Bisher haben alle Produzenten ihre Kapazitäten bis zum Äußersten hochgefahren und bilden Kooperationen mit anderen Unternehmen, die in der Lage sein müssen, den komplexen Herstellungsprozess zu bedienen. Schwierigkeiten machen insgesamt der Mangel an Rohstoffen, Exportverbote und die anspruchsvolle Lagerung der neuartigen mRNA-Impfstoffe.

Das Auswärtige Amt warnt unterdessen weiter vor nicht notwendigen, touristischen Reisen nach Südafrika. Die südafrikanische Regierung betrachtet das als sehr kritisch; sie möchte das Land öffnen, da der Tourismus eine der wichtigsten Säulen der Wirtschaft ist.

Wir haben den Eindruck, dass viel Zeit verloren geht, die sinnvoll für Impfkampagnen in Südafrika genutzt werden könnten. Sobald wir weitere Infos zur Lage in Südafrika haben, werden wir sie wie gewohnt an dieser Stelle veröffentlichen.

Quellen: ZDF, WHO Regionalbüro für Afrika, World of Data, University of Oxford, n-tv, FAZ

Text: Gabriele Hanke