Zum Beispiel Silindo

Man könnte an Afrika verzweifeln, hätte es nicht tausend andere Gesichter“, schreibt Bartholomäus Grill, langjähriger Afrika-Korrespondent der ZEIT.

Eines dieser Gesichter ist Silindo, eine junge Frau aus Südafrika, 21 Jahre alt.

Aufgewachsen mit Oma und Mutter im hügeligen KwaZulu/Natal. Großmutter hat ihr Haus mit eigenen Händen gebaut. Die Steine hat sie selbst hergestellt, Sand und Zement finanziert vom Verkauf ihrer Hühner. Ab und zu hat ihr Mann, ein Wanderarbeiter im fernen Johannesburg, etwas Geld geschickt.

Silindos Mutter war Hausangestellte und putzte viel. Wer sie kennenlernte, erkannte, dass dies nicht ihre Lebensaufgabe sein durfte. Heute ist sie Sanitäterin. Mit Hilfe unserer Organisation absolvierte sie erfolgreich die Ausbildung hierzu. „70 Prozent der Teilnehmer sind durchgefallen“, berichtete sie. „Ich habe gelernt wie noch nie in meinem Leben, Tag und Nacht!

Und nun Silindo, die dritte Generation. Sie wuchs ohne Vater auf. Wir halfen anfangs bei der Finanzierung von Schulkosten. Ihre Mutter schickte immer wieder ein Foto von ihrer strahlenden kleinen Tochter, Klassenbeste in der Primary School.

Die Gunst des Schicksals wollte es, dass an ihrer Landschule Formulare auslagen, mit denen Mädchen aus armen afrikanischen Familien sich um ein Stipendium an einer besonderen High School bewerben konnten. Silindo war von ihrem Vorhaben, sich zu bewerben, nicht abzubringen. Sie bestand das dreistufige Aufnahmeverfahren und wechselte vom Land an die Elite-High School von Oprah Winfrey in Johannesburg, gegründet von der berühmtesten amerikanischen Talkshow-Moderatorin im Jahr 2007. Silindo schloss die Schule nach fünf Jahren erfolgreich mit Matric ab und erhielt ein Stipendium an der Witwatersrand Universität in Johannesburg.

Das Video (unten) vom 17. April 2023 zeigt eine junge Dame, die das Zertifikat „Bachelor of Science“ entgegennimmt. „With Distinction“. Ihre Fächer sind Biochemie, Zellbiologie, Genetik.

Edeltraud Parensen